Die Wette. by Woodman Richard

Die Wette. by Woodman Richard

Autor:Woodman, Richard [Woodman, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783548228082
Google: Wf80AAAACAAJ
Herausgeber: Ullstein Taschenbuchvlg.
veröffentlicht: 1992-01-14T23:00:00+00:00


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Unter diesen Umständen tat er das einzige, was ein wahrhaft kultivierter Mann machen konnte: Er griff, da die Übelkeit in seinem Magen nicht abflaute und er auch nicht die tausend himmlischen Wonnen mit Mai Li genießen konnte, zu seiner Opiumpfeife. In der abgedunkelten Kabine ließ er Traumbilder an sich vorüberziehen, die alle erotischen Freuden mit einer Frau noch weit übertrafen.

Nur zweimal hatte er sich seither von seiner Koje erhoben: einmal um Kapitän John die letzte Ehre zu erweisen, und das zweite Mal, um zu sehen, was am Tag nach Enrights Überfall auf Kapitän Johns schwergeprüfte Tochter mit ihr geschah.

So schwankte er, bekleidet mit seiner zweitbesten Robe, dem kleinen runden Hut und der Pfauenfeder, unsicher nach achtern, um nach Miss Kemball zu sehen; soweit er verstand, hatte sie auf der Erl King das Kommando übernommen. Er fand diese Situation, milde gesagt, verwirrend, denn die fan kwei, so hatte er herausgefunden, betrachteten Frauen eigentlich genauso, wie er es tat. Aber er machte gar nicht erst den Versuch, ihre Sitten und Bräuche zu verstehen, die es Hannah erlaubten, dennoch einen solchen Rang einzunehmen. Was ihn weit mehr beschäftigte, war die Vereinbarung, die er mit Kapitän Kemball getroffen hatte, und diese Sorge war stärker als die Mißbilligung, die er empfand.

Hannah war nicht in ihrer Kabine. Leicht schwitzend von der Anstrengung, auf dem schwankenden Boden das Gleichgewicht zu halten, ging Len-Kua behutsam auf den achteren Niedergang zu und von dort aufs Poopdeck. Nach dem Anblick zu urteilen, der sich ihm oben bot, war offenbar die ganze Welt aus den Angeln geraten. Es war schon allerhand, daß eine Frau des Westens ein Vermögen erben konnte; doch wenn sie dann auch noch den Charakter und das Aussehen eines Mannes annahm, dann sehnte sein altes Herz sich zurück nach der trockenen Wärme eines südwärts geneigten Hügels mit den Gebeinen seiner Urahnen. Ohne sich bemerkbar gemacht zu haben, kehrte Len-Kua in seine Kabine und zu den Tröstungen seiner Opiumpfeife zurück.

Vierundzwanzig Stunden nach dem Angriff auf ihre Tugend war Hannah Kemball eine andere Frau. Zwar hatte sie sich auch schon in den Tagen zwischen dem Tod ihres Vaters und Enrights Überfall innerlich stark verändert, ihre äußere Erscheinung indessen war dieselbe geblieben. Sie hatte immer noch ihr Haar aufgesteckt und ein Kleid getragen, sie hatte immer noch mit der Hand an den Kopf greifen müssen, wenn der Wind ihr den Hut 131



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